Statement

Monika Kaiblinger - Malerei und Tanz

Mit diesen beiden Berufungen hat Monika Kaiblinger eine Lebensform gefunden, bei der eines ins andere greift, Ausdrucksweisen, die sich gegenseitig ergänzen und befruchten.

Monika Kaiblinger wurde 1954 in München geboren und studierte Malerei am Lehrstuhl für Kunsterziehung an der Universität München, wo sie dann auch einen Lehrauftrag für Malerei bekam. Sie entschied sich jedoch für die Laufbahn als freischaffende Malerin und machte dies zu ihrem Lebensziel - und den Tanz. Vor 25 Jahren entdeckte sie als eine der ersten Frauen in Deutschland den orientalischen Tanz. Sie gründete in München das ‘Zentrum für Orientalischen Tanz’, www.tanz-zentrum.de  die bis heute größte Schule für diese exotische Tanzrichtung.

Monika Kaiblingers Bilder sind sehr ‘bewegt’ und authentisch. Sie sind nicht Konstruktionen fiktiver Geschehnisse, sie sind gelebtes, gemaltes Leben, zusammengefasst und verdichtet wie ein Tagebuch.

Auf der Suche nach neuen Inspirationen für Tanz und Malerei bereiste sie fast die ganze Welt. Die letzten Reisen gingen in die Karibik, wo sie angeregt durch Sonne und Licht, Leichtlebigkeit, Lebensfreude und vor allem die Tanztraditionen ihre Bilder malte.

Monika Kaiblinger ist eine positive, lebensbejahende Malerin, die in ihren Bildern das Fröhliche, das Sinnliche und Lustvolle ausdrückt.
Sie ist aber auch eine feministische Malerin, die die weibliche Stärke in der Anziehungs- und Verführungskraft der Frau sieht. Ihre Frauen sind nur scheinbare Lustobjekte, sie sind gewappnet und gegebenenfalls bereit zum Kampf.

Nur selten tauchen Männer in ihren Bildern auf. Wenn doch, dann sind sie im Hintergrund, an den Rand geschoben, in eine passive Rolle gedrängt. Meistens ist kein Platz mehr für sie auf dem Bild. Ihr Platz ist vor dem Bild, als Betrachter, der angelockt und dann mit seiner Phantasie alleine gelassen wird.

Es sind tanzende Frauen, lachende Frauen, verführerisch, offenherzig, breitbeinig - oder stumme Frauen, versteckt, scheu, lauernd, beobachtend. Aber immer sind es kraftvolle Frauen, mit starken Schenkeln, fordernden Lippen und spitzen, bedrohlichen Brüsten - Waffen. Oft sind es schwarze Frauen als ein Symbol für weibliche Urkraft, Sexualität und deshalb auch Bedrohlichkeit. Es sind bewegte Frauenleiber als Zeichen der Lebendigkeit, üppige Leiber als Zeichen der Vegetation, der Fruchtbarkeit, des Lebens an sich.

Der Kreislauf des aus sich heraus immer wieder erneuernden Lebens setzt sich in ihren Bildern fort: Vegetation - Sinnbild des weiblichen Lebens. Es sind exotische Früchte, erotische Früchte, pralle, saftige Ananas, Papayas - hingebungsvoll, sich öffnend, aggressive, halb geschälte Bananen - Bekenntnissymbole einer enttabuisierten, gelebten erotischen Sexualität.
Es sind Palmen und Urwälder mit schier undurchdringlichem Blättergewirr - gleich einem Schutzwall, der unbefugten Zutritt zu verhindern scheint, andererseits aber zum Erkunden herausfordert.

Unkontrollierbar ist auch ihre Technik, wenn sie mit unruhigen, hektischen Pinselhieben bereits Erarbeitetes immer wieder übermalt und verändert, und sich mit der Leinwand auf einen erbitterten Kampf einlässt, Flächen des Untergrunds stehen lässt, sie zur Oberfläche macht und das Unterste regelrecht zuoberst kehrt. Wenn sie Perspektive und Räumlichkeit aufhebt oder einen Bildhintergrund so nach vorne rückt, dass er das Hauptmotiv sogar übertrifft.

Räumlichkeit und Proportionen sind auch nicht ihr wichtigstes Anliegen. Meist ist die Farbe der eigentliche Anlass für die Komposition, den Bildinhalt oder die Bildaussage. Ihre Bilder leben durch eine dynamische und optimistische Farbigkeit: lustvolle Farben, die sich nicht selten zu furiosen, fast exzessiven Farborgien steigern, aber trotz ihrer konkurrierenden Kraft immer in Harmonie nebeneinander stehen.

Cäsar W. Radetzky, 1998